Es scheint so, als wären wir nicht dafür gemacht, von Natur aus gut zusammenzuspielen. Jeder, der schon einmal Kindern bei einem Mannschaftsspiel zugesehen hat, weiß wovon ich rede. Teamarbeit ist, wie der Name schon sagt: ARBEIT. Falls Sie denken, dass das ja wohl offensichtlich sei... - Nein, das ist es nicht.
Eine Studie der UC Berkeley hat ergeben, dass leistungsstarke Personen (alias Leistungsträger), die gezwungen werden mit anderen Leistungsträgern in einer Gruppe zusammenzuarbeiten, am Ende nicht einmal durchschnittliche Ergebnisse erzielen.
Das liegt einerseits daran, dass sie sich am Ende darum streiten, wer das Sagen hat, anstatt auf eine Einigung hinzuarbeiten. Außerdem konzentrieren sich Leistungsträger weniger auf die Aufgabe und sind nicht sehr gut darin, Informationen zu teilen. Sie lassen sich von ihrem Status als Anführer zu sehr davon ablenken, härter als Teamplayer zu arbeiten! Die Ergebnisse dieser Studie sind sehr gut in dem folgenden 50-sekündigen Video zusammengefasst:
Wenn Top-Performer bessere Ergebnisse als einsame Wölfe erzielen, welche Hoffnung besteht dann noch für den Rest von uns?
Warum unsere Teamarbeit so katastrophal ist
In einem aufschlussreichen Interview mit der Harvard Business Review erklärt der leitende Unternehmenspsychologe J. Richard Hackman, warum Teams nicht von alleine funktionieren:
Es steht außer Frage, dass bei einem Team tatsächlich die Möglichkeit besteht, dass es Wunder vollbringt... Aber verlassen Sie sich nicht darauf. Forschungen ergeben immer wieder, dass Teams hinter den Erwartungen zurückbleiben, und das trotz all der zusätzlichen Ressourcen, die ihnen zur Verfügung stehen.
Dann erklärt er, dass es viele Probleme gibt, die sämtliche Vorteile der Zusammenarbeit untergraben oder manchmal sogar vollständig zunichte machen.
Einerseits haben Teams viele Vorteile:
- Sie verfügen über mehr (und eine größere Vielfalt an) Ressourcen, als Einzelpersonen haben könnten
- Sie verfügen über eine größere Flexibilität beim Einsatz der Ressourcen (d.h., wenn jemand krank wird, kann sich ein Team so organisieren, dass diese Lücke gefüllt wird.)
- Sie haben viele Möglichkeiten für kollektives Lernen (d.h., in den meisten Fällen lernen wir mittels sozialer Interaktionen. Und jede Zusammenarbeit an einer gemeinsamen Aufgabe bietet eine Gelegenheit zum Lernen.)
- Sie verfügen über Synergiepotenzial - der Moment, in dem Arbeit einfach fließt und Teamarbeit Wunder vollbringt.
Und dennoch ergibt eine Studie nach der anderen, dass die tatsächliche Leistung von Teams oft schlechter ist, als wenn Einzelpersonen alleine arbeiten würden. Woran liegt das?
In einem Vortrag, den Hackman 2005 vor dem MIT Media Lab hielt, legte er nahe, dass es für das Versagen von Teams eingentich nur zwei Hauptgründe gibt:
1. Teams werden oft für Arbeit eingesetzt, für die Einzelpersonen besser geeignet wären
Wenn Sie einer Gruppe die Art von Kreativarbeit geben, die besser für eine Einzelperson geeignet ist, dann verurteilen Sie sie im Grunde genommen per Beschluss bereits im Voraus zum Scheitern. Denken Sie an Kreativleistungen wie Theaterstücke, Opern oder Romane. Obwohl es sicherlich möglich ist, solche Werke gemeinsam in einer Gruppe zu schreiben, ist es eher üblich (und effizienter), dass sie von Einzelpersonen erarbeitet werden.
2. Die Art und Weise wie Teams oftmals strukturiert und geleitet werden, erstickt ihr Potenzial
Dies spiegelt im Großen und Ganzen die Schwierigkeit des Unternehmenslebens wider - anstatt Bedingungen zu schaffen, die es einem Team ermöglichen sich voll zu entfalten, sind Strukturen vorhanden, die die Teamproduktivität und gemeinsamen Anstrengungen ersticken. Ob es die Bürokratie, eine schwache Führung, überflüssiger Konkurrenzkampf, Entmutigung oder zwischenmenschliche Konflikte sind, all dies senkt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Team produktive Leistungen erbringen kann.
Wie entledigen wir uns also dieser erdrückenden Strukturen und geben unseren Teams die Freiheit besser zusammenzuarbeiten?
Hackman empfielt, die richtigen Bedingungen zu schaffen, damit ihr Team optimal funktionieren kann. Diese Bedingungen sind Bestandteil seines Fünf-Faktoren-Modells.
Hackmans Modell: 5 Bedingungen für eine erfolgreiche Teamarbeit
2002 veröffentlichte J. Richard Hackman ein Buch mit dem Titel Leading Teams: Setting the Stage for Great Performances. Hackman und seine Kollegen studierten Analytikteams in US-amerikanischen Nachrichtendiensten, Symphonie- und Kammerorchester, Patientenbetreuungsteams in Krankenhäusern, Managementgruppen, Cockpit-Crews und verschiedene andere Gruppen, um drei Hauptmerkmale zu identifizieren, über die alle erfolgreichen Gruppen verfügen:
- Sie stellen interne und externe Kunden zufrieden
- Sie entwickeln Fähigkeiten, die sie in der Zukunft nutzen können
- Die Mitglieder finden einen Sinn und Erfüllung innerhalb der Gruppe
Im Rahmen seiner Forschungen konnte er fünf Bedingungen herauskristallisieren - die Zutaten, wenn Sie so wollen - die erforderlich sind, um diese drei Merkmale in einem Team hervorbringen. Er nannte dies das Fünf-Faktor-Modell.
Diese fünf Faktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass ein Team wirkungsvoll arbeitet, und steigern die Fähigkeiten des Teams solange die Bedingungen anhalten. Diese fünf Faktoren sind:
1. Ein echtes Team sein - nicht nur dem Namen nach ein Team sein
Wirkungsvolle Teams legen genau fest, wer Bestandteil des Teams ist. Die Zusammenstellung der Mitglieder ist zumindest im vernünftigen Rahmen stabil. Außerdem verfügen sie über gemeinsame Aufgaben.
2. Sie verfügen über eine festgelegte Orientierung, die alle Teammitglieder anstreben
Die Ziele sind so klar, anspruchsvoll und sinnvoll, dass sie die Teammitglieder zur Zusammenarbeit motivieren. Es ist Zeit für ein paar SMART-Ziele!
3. Sie verfügen über eine förderliche Struktur, die die Teamarbeit optimiert
Die Struktur des Teams - die Art und Weise wie es intern organisiert ist und arbeitet - muss sich förderlich auf die Teamarbeit auswirken und darf sie nicht behindern. Wenn zum Beispiel nur eine Person die Arbeit von 20 Mitarbeitern prüft und freigibt, wird dieser Engpass das Team daran hintern, effektiv zu arbeiten.
4. Das Unternehmen bietet dem Team ein unterstützendes Umfeld
Damit das Team seine Arbeit wirkungsvoll erledigen kann, muss das Mutterunternehmen ihm folgende Unterstützung bieten:
- Materielle Ressourcen stehen in ausreichender Menge zur Verfügung
- Anerkennung für Teamleistungen
- Einfachen Zugang zu Informationen, die für dessen Arbeit erforderlich sind
- Schulung und technische Beratung stehen dem Team zur Verfügung
5. Fachkundige Anleitung und Coaching von Experten
Wirkungsvollen Teams steht ein Mentor oder Coach zur Verfügung, der ihnen bei Fragen oder Problemen bezüglich ihrer Arbeit oder individuellen Fähigkeiten zur Seite stehen kann. Eine Studie von Ruth Wageman hat ergeben, dass gut aufgestellte Teams einen größeren Nutzen aus gutem Coaching ziehen können. Das nachfolgende Diagramm hebt hervor, wie wenig Nutzen Coaching für Teams bringt, die nicht erfolgversprechend aufgestellt sind.
Sind Sie bereit, Ihr Team gut auszurüsten?
Kurz gesagt: Wenn Sie diese fünf grundlegenden Bedingungen erfüllen, dann kann Ihr Unternehmen effektive Teams aufstellen und langfristig erhalten, und ihnen eine größere Chance geben, sich zu einer produktiven Einheit zu entwickeln.
Teamarbeit ist etwas, das wir unser Leben lang versuchen zu perfektionieren. Ob auf dem Fußballfeld, in einem Haushalt oder im Konferenzraum eines Unternehmens, es ist wichtig, dass wir anerkennen, dass Teamarbeit nicht von ganz allein funktioniert, es sei denn, wir erfüllen die vorgenannten Bedingungen.
Ein gutes Team ebnet den Weg für Erfolg, ermöglicht gute Zusammenarbeit, erhält Unterstützung von außen und setzt eine geeignete Teamleitung ein. Mit diesen fünf Erfolgsbedingungen können alle gemeinsam noch mehr leisten.
Aber das ist noch nicht alles...
Hackman ist nicht der Einzige, der sich mit der Frage beschäftigt hat, was effektive Teams ausmacht. In diesem Blog-Beitrag lernen Sie fünf weitere Modelle der Teameffektivität kennen: 6 verschiedene Modelle der Teameffektivität, mit denen Sie Ihr Team besser verstehen
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